Lieferando Betrug Fake-Restaurant – so lautet der Vorwurf, der derzeit immer häufiger auftaucht. Wenn ein Restaurant längst geschlossen ist, aber über die Plattform weiterhin Bestellungen entgegengenommen werden, steht nicht nur der Vermittler in der Kritik. Doch wie sieht die rechtliche Lage tatsächlich aus? Und darf man einfach so das Geld zurückholen?
Vermittlerrolle von Lieferando
Lieferando tritt rechtlich betrachtet nicht als Verkäufer der Speisen auf, sondern als sogenannter Vermittler. Das klingt harmlos – hat aber erhebliche Konsequenzen für alle Beteiligten.
Vertragspartner Restaurant
Laut AGB ist der Vertragspartner beim Essen der Kunde und das Restaurant. Lieferando vermittelt also nur – rechtlich heißt das: Das Vertragsverhältnis kommt direkt zwischen dir und dem Anbieter zustande. Bestellst du also bei einem „Fake-Restaurant“, ist formal nicht Lieferando der Schuldner, sondern derjenige, der sich als Gastronom ausgibt.
Zahlungsfluss über Plattform
Trotzdem läuft die Bezahlung fast immer über Lieferando – genauer gesagt über ein Zahlungssystem, das oft wie ein Treuhandkonto funktioniert. Erst wenn das Restaurant die Lieferung angeblich bestätigt, wird das Geld freigegeben. Hier stellt sich die Frage: Wenn das Restaurant gar nicht mehr existiert, wie konnte überhaupt eine Bestätigung erfolgen?
Problem der automatisierten Abläufe
Der Algorithmus von Lieferando prüft nicht in Echtzeit, ob ein Restaurant physisch geöffnet ist. Vielmehr verlässt sich das System auf manuelle Eingaben durch die Betreiber. Das führt zu genau solchen Fällen: Ein geschlossener Betrieb „bestätigt“ weiterhin Bestellungen, obwohl er längst dichtgemacht hat. Ein betrügerisches Verhalten ist dabei schwer zu widerlegen – aber auch nicht unmöglich.
Kaufvertrag Kleinanzeigen Bedingung gültig? 👆Recht auf Rückbuchung?
Darf man in einem solchen Fall eine Kreditkartenabbuchung einfach rückgängig machen? Genau hier wird es juristisch spannend.
§ 675u BGB als Leitlinie
Nach § 675u BGB („Rückerstattung bei nicht autorisierten Zahlungen“) hat man grundsätzlich Anspruch auf Erstattung, wenn eine Zahlung nicht autorisiert war. Im Fall eines nicht existenten Restaurants könnte man genau das argumentieren: Die Autorisierung beruht auf einem Irrtum, weil der Anbieter gar nicht mehr tätig ist.
Zahlungsdienstleister als Puffer
Banken und Kreditkartenanbieter verlangen allerdings oft Beweise. Wer hier glaubhaft machen kann, dass das Restaurant geschlossen war – etwa durch Fotos, Social Media-Posts oder Google-Einträge – hat gute Chancen. Vorsicht: Der Erfolg einer Rückbuchung bedeutet aber nicht, dass Lieferando nicht doch Inkasso beauftragen könnte.
Inkassorisiko nicht zu unterschätzen
Ein Versuch der Rückbuchung kann zu Forderungen durch Lieferando führen. Da sie formal als Zahlungsdienstleister auftreten, könnten sie die Rückbuchung als Vertragsbruch auslegen. Rechtlich wäre das aber nur haltbar, wenn Lieferando selbst die ordnungsgemäße Vermittlung nachweisen kann – was bei einem Fake-Restaurant eben problematisch ist.
Kursgebühr Rücktritt Krankheit – Muss ich zahlen? 👆Plattformhaftung: Gibt es die?
Viele Verbraucher fragen sich, ob Lieferando nicht zumindest eine Mitverantwortung trifft. Schließlich wurde über deren Plattform bestellt – und gezahlt.
Keine Prüfungspflicht nach TMG
Laut Telemediengesetz (§ 7 TMG) besteht für Plattformbetreiber keine generelle Pflicht, Inhalte ihrer Nutzer – in diesem Fall Restaurants – proaktiv zu prüfen. Erst wenn konkrete Hinweise vorliegen, müssen sie tätig werden. Ein Schild am Restaurant oder eine Google-Meldung reichen dafür juristisch gesehen in der Regel nicht aus.
Aber: Zumutbare Prüfpflichten?
In Fällen, in denen massenweise Beschwerden eingehen, könnte sich eine sogenannte „zumutbare Prüfpflicht“ ergeben. Das bedeutet: Lieferando müsste stichprobenartig prüfen, ob die gelisteten Partner überhaupt noch aktiv sind – insbesondere bei auffälligen Rabattaktionen oder extrem niedrigen Preisen.
Gewährleistung Solaranlage: Wer muss reparieren? 👆Betrugsanzeige bei Polizei sinnvoll?
Wenn der Verdacht besteht, dass jemand absichtlich ein geschlossenes Restaurant weitergeführt hat, liegt möglicherweise ein Betrug gemäß § 263 StGB (Strafgesetzbuch) vor. Die Anzeige sollte sich allerdings direkt gegen den Betreiber richten – nicht gegen Lieferando, sofern diese keine aktive Täuschung begangen haben.
Betrug nach § 263 StGB
Ein Betrug setzt voraus, dass durch Täuschung ein Vermögensschaden entsteht. Wer absichtlich ein Fake-Restaurant offenhält, um Zahlungen zu kassieren, erfüllt diesen Tatbestand. Ob Lieferando bei solchen Fällen kooperiert oder sich auf die Vermittlerrolle zurückzieht, hängt vom Einzelfall ab – und deren Compliance-Abteilung.
Polizei als Druckmittel
In der Praxis reicht bereits die Androhung einer Anzeige, um Bewegung in die Sache zu bringen. So war es auch im oben beschriebenen Fall: Erst nach mehreren Beschwerden und Verweisen auf Beweise kam die Erstattung – inklusive Entschuldigung und Gutschein.
Erstattung Hinsendekosten Rücktritt: Was steht Verbrauchern zu? 👆Vertragsauslegung und Plattformverantwortung
Im konkreten Fall hilft ein Blick in die AGB von Lieferando – dort steht meist sinngemäß: „Lieferando ist nicht Partei des Liefervertrags.“ Doch das heißt nicht automatisch, dass sie keine Sorgfaltspflichten hätten.
Indirekte Verantwortung über AGB
AGB können unwirksam sein, wenn sie Verbraucher unangemessen benachteiligen (§ 307 BGB). Sollte also in den Bedingungen stehen, dass Lieferando selbst bei Betrugsfällen nicht haftet, könnte das intransparent sein. Vor Gericht wäre das eine Frage der Auslegung – und der Beweislast.
Verbraucherschutzrechtlich problematisch
Gerade weil Plattformen eine Schlüsselfunktion haben, stehen sie zunehmend im Fokus des Verbraucherschutzes. Die EU-Verordnung über digitale Dienste (DSA, Digital Services Act) wird diese Prüfpflichten weiter verschärfen – insbesondere im Hinblick auf Fake-Angebote und Transparenzpflichten.
Maklerprovision Eigentümerfirma rechtlich zulässig? 👆Strategien für betroffene Kunden
Was kann man also tun, wenn man auf ein Fake-Restaurant hereingefallen ist? Neben rechtlichen Schritten gibt es auch pragmatische Strategien.
Direkt beim Zahlungsanbieter reklamieren
Am erfolgversprechendsten ist oft der Weg über die eigene Bank oder Kreditkarte. Hier zählt der Nachweis: Screenshots, Bestellübersicht, Google-Einträge, Instagram-Posts – je mehr, desto besser. Der Rückbuchungszeitraum ist allerdings begrenzt, also schnell handeln!
Kommunikation mit Lieferando
Auch wenn es mühsam ist: Hartnäckigkeit lohnt sich. Freundlicher, aber bestimmter Ton, genaue Schilderung der Lage und Verweis auf rechtliche Konsequenzen können zum Erfolg führen. Viele Plattformen reagieren erst nach mehrfachem Nachdruck.
Öffentlichkeitsdruck als Hebel
Einige Verbraucher nutzen auch soziale Medien, um auf Missstände hinzuweisen. Negative Bewertungen, Posts auf X oder TikTok führen oft zu schneller Reaktion – allerdings auch nicht immer im Sinne der Kundenfreundlichkeit, sondern eher zur Schadensbegrenzung der Plattform selbst.
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Lieferando Betrug Fake-Restaurant – dieser Fall zeigt deutlich, wie sehr sich digitale Plattformen in einer rechtlichen Grauzone bewegen können. Auch wenn Lieferando formal nur als Vermittler auftritt, kommt ihnen in der Realität eine Schlüsselrolle zu, insbesondere dann, wenn sie Zahlungen verwalten und Restaurants auf ihrer Plattform sichtbar machen. Wer nachweislich bei einem geschlossenen Restaurant bestellt hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Rückbuchung verlangen, sollte sich jedoch auch der möglichen Konsequenzen bewusst sein – Inkasso inklusive. Klar ist: Die Verantwortung liegt nicht nur beim Fake-Restaurant selbst, sondern auch bei Plattformen wie Lieferando, wenn sie nicht zeitnah auf Beschwerden reagieren. Verbraucher sollten unbedingt ihre Rechte kennen – und nicht davor zurückschrecken, sie auch durchzusetzen. Gerade wenn Lieferando Betrug Fake-Restaurant offensichtlich duldet oder zu spät reagiert, hilft oft nur öffentlicher Druck oder juristischer Beistand.
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Was genau meint man mit „Lieferando Betrug Fake-Restaurant“?
Darunter versteht man Fälle, in denen ein auf Lieferando gelistetes Restaurant Bestellungen annimmt, obwohl es längst geschlossen ist. Die Plattform wird dadurch zum indirekten Mittäter – auch wenn sie sich selbst nur als Vermittler sieht.
Kann ich meine Kreditkartenzahlung ohne Risiko zurückbuchen?
Rechtlich gesehen ja – wenn das Restaurant nachweislich nicht mehr existiert. Dennoch besteht ein gewisses Inkassorisiko, da Lieferando unter Umständen trotzdem auf Zahlung bestehen könnte.
Wer haftet letztlich: Lieferando oder das Fake-Restaurant?
Formal haftet das Restaurant, da der Vertrag direkt mit ihm geschlossen wurde. Dennoch kann unter bestimmten Umständen auch Lieferando in die Pflicht genommen werden, insbesondere bei grober Fahrlässigkeit in der Prüfung ihrer Partner.
Muss Lieferando regelmäßig prüfen, ob Restaurants noch geöffnet sind?
Rein rechtlich besteht dazu keine generelle Pflicht. Doch bei auffälligen Anzeichen – z. B. extremen Rabatten, schlechten Bewertungen, mehreren Beschwerden – kann eine sogenannte „zumutbare Prüfungspflicht“ greifen.
Was bringt eine Anzeige bei der Polizei?
Eine Strafanzeige kann hilfreich sein, wenn der Verdacht auf systematischen Betrug besteht (§ 263 StGB). Das erhöht den Druck auf das Fake-Restaurant – und indirekt oft auch auf Lieferando, schneller zu reagieren.
Wie kann ich mich vor einem solchen Betrug schützen?
Ein Blick auf Google-Bewertungen, Social Media-Profile oder die Webseite des Restaurants hilft oft weiter. Zweifel? Dann lieber nicht bestellen – oder vorab telefonisch prüfen, ob der Betrieb aktiv ist.
Gibt es bekannte Gerichtsurteile zu solchen Fällen?
Bislang kaum – viele Fälle enden außergerichtlich durch Rückzahlungen oder Gutscheine. Doch mit zunehmender Häufigkeit solcher Vorfälle dürfte sich das bald ändern.
Kann man Lieferando zivilrechtlich belangen?
Im Einzelfall ja – wenn sich nachweisen lässt, dass die Plattform grob fahrlässig gehandelt hat oder eine Mitverantwortung trägt. Grundlage könnte hier § 823 BGB (Schadenersatz bei Pflichtverletzung) sein.
Was ist mit der Impressumspflicht auf der Plattform?
Fehlende oder fehlerhafte Angaben im Impressum eines Restaurants auf Lieferando sind problematisch. Zwar haftet primär der Restaurantbetreiber – doch auch Lieferando könnte bei systematischer Untätigkeit in die Pflicht genommen werden (§ 5 TMG).
Lohnt sich der Aufwand wirklich für eine Rückerstattung?
Das hängt vom Betrag und dem eigenen Gerechtigkeitsempfinden ab. In vielen Fällen reicht eine gut dokumentierte Beschwerde – aber wenn die Plattform mauert, kann auch juristischer Beistand nötig werden.
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